Wie alles begann... (1982-1986)

Die Geburtsstunde dieser Band - und damit auch meines persönlichen musikalischen Werdegangs - ereignete sich zu Beginn der 80er Jahre in einem kleinen Gemeindehaus im Mönchengladbacher Stadtteil Odenkirchen. Dort lernte ich im zarten Alter von zwölf Jahren während des Konfirmandenunterrichtes  einen etwa gleichaltrigen Jungen kennen, dem ich das ganze Jahrzehnt durch die Musik verbunden bleiben sollte - Nikolai Krummel.

 

Wir lernten im Kirchenkreis gemeinsam die ersten Gitarren-Akkorde und spornten uns gegenseitig zu immer neuen "Höchstleistungen" an.

 

 

Durch diese freundschaftliche Konkurrenzsituation gelang es uns recht zügig, einfache Songs auf der Gitarre zu begleiten und auch dazu zu singen. Beseelt von der Idee einer richtigen Rockband begaben wir uns auf die Suche nach geeigneten Mitmusikern, die wir in Form von Sören Paulußen (Schlagzeug) und Christian Schuster (Bass) auch recht schnell fanden.

 

Wir nannten uns - höchst originell - "Keine Ahnung" und machten selbst geschriebenen Deutsch-Rock, wobei so wertvolle und wohlklingende Titel wie "Der Arbeitslose" , "Der Versager" oder "Alkman" heraussprangen (ok, ok - es war ziemlich abgefahrener, auf unterstem Schülerbandniveau herunter geschrubbter Garagenrock, aber es waren unsere eigenen Songs und wir fühlten uns großartig :)

 

Etwas mehr Schliff bekam das Ganze erst durch das Gitarrenspiel von Klaus Lohmanns, der auf unser Anwerben hin etwas später hinzustieß (ca. 1984). Klaus war eine Jahrgangsstufe über mir und sein Gitarrenspiel Lichtjahre entfernt von meinem. Er hatte schon eine klassische Ausbildung und konnte Gitarrensoli auf mehr als einer Saite spielen! ;-)

 

Ca. zwei Jahre später ersetzten wir Christian Schuster (er stand auf härteren Kram) und Sören Paulußen (war mehr und mehr bei seiner anderen Band "Drastische Methoden" eingebunden) durch Guido Hübner und Jürgen Kellers. Im gleichen Zuge tauften wir uns in "Bed & Breakfast" um und schrieben unsere Songs fortan in englischer Sprache. Da wir durch Christians Weggang einen Bassisten ersetzen mussten und gleichzeitig einen "Gitarristen-Überhang" hatten, fiel die Wahl der Nachfolge nach dem Gesetz "Der schwächste Gitarrist übernimmt erst mal den Bass" auf mich. Diese Besetzung (Guido "Hübi" Hübner - voc., Klaus Lohmanns - git., Jürgen "Kelly" Kellers - drums, Nikolai Krummel - keyb., Alf Klinkhammer - bass) war die erste mit nennenswerter musikalischer Konstanz (bis 1989) und zeichnete sich insbesondere durch eine große gegenseitige Freundschaft aus.

Die ersten Auftritte und ein cooler Ausflug (1987/88)

Wir hatten einige Auftritte in Schulen und Jugendeinrichtungen sowie den ersten Gig in einer Szene-Kneipe namens "News". 

 

Ein Höhepunkt war sicher unser Open-Air-Gig auf dem Schulhof des Gymnasiums Odenkirchen.

Es herrschte traumhaftes Wetter, eine fulminante Stimmung und wir hatten schlicht und ergreifend ein Heimspiel.

 

Zum Auftakt sprang Hübi mit großem Anlauf von hinten übers Schlagzeug, um seine Position am Mikro einzunehmen.

 

Highlight dieses Auftritts war dann ein Reggae von Niko, dessen Refrain aus den hoch philosophischen und bedeutungsschwangeren Worten "Uuuuooohhoo, Uuuuooohhoo" bestand.

 

Damals habe ich das erste mal begriffen, warum die größten Hits mit einer eher schlichten Struktur auskommen. Die Leute können halt sofort mit grölen, selbst wenn sie den Titel noch nie zuvor gehört haben.

Wir wurden am gleichen Abend (Stunden nach dem Auftritt) mit eben diesem Schlachtruf begeistert in unserer Stammkneipe empfangen - das war echt ein großartiges Gefühl, woraus sich später sogar ein kleines Ritual entwickelte.

Bei anschließenden Auftritten zogen wir uns kurz vorher zurück, legten unsere Hände übereinander und ließen sie beim Absingen eines gleichzeitigen "Uuuuooohhoo" nach unten schnellen.

 

Ich kann mich auch noch gut an unseren ersten Bandausflug erinnern. Da unser Budget - wie immer - recht "übersichtlich" ausfiel, entschlossen wir uns in Heimbach in der Eifel zu campen.

Wir stellten unser Zelt auf und ließen - wild tanzend - unser gerade frisch aufgenommenes Demotape laufen. Plötzlich kam eine vierköpfige Familie inklusive Hund am Ort des Geschehens vorbei, wobei sich der Familienvater ob unseres Gebarens dazu genötigt sah, die Seinen schützend in einem großen Bogen an der wilden Bagage vorbeizuführen. Hübi sprang auf ihn zu und schrie aus vollem Halse "Ja, wir sind arbeitslos", woraufhin die ganze Familie verschreckt das Weite suchte und wir uns auf dem Boden kringelten.

 

Das war aber eher einer der seltenen, "anti-establishment"-pseudorevolutionären Anflüge, im Prinzip waren wir alle ganz liebe Jungs :-)

Ende der Frühphase (1989)

Aber auch die schönste Zeit nimmt bekanntlich irgendwann ein Ende.

Wir waren alle mittlerweile um die 20, hatten die Schulzeit gerade hinter uns gelassen und waren auf der Suche nach neuen Ufern.

 

Da Kelly nun des Öfteren aus zwar verständlichen, aber wenig förderlichen Gründen die Probe absagte (wie z. B. "Ich liege gerade mit meiner Freundin in der Badewanne und hab heute keine Lust"), trennten wir uns in der Hoffnung auf eine grundlegende musikalische Veränderung von ihm, woraufhin Hübi aus Solidarität ebenfalls das Handtuch warf.

 

Diesem Beispiel wollte zunächst auch Klaus folgen, der nach langen Ringen mit sich selbst dann aber doch blieb.

Dass wir mit der Trennung nicht nur eine funktionierende Band, sondern vor allem eine enge gegenseitige Freundschaft sprengten, habe ich erst Jahre später richtig kapiert.

Aber vor allem Niko und ich  - mit einer ordentlichen Portion Egoismus ausgestattet - stellten die musikalische Fortentwicklung der Band allen anderen Belangen voran.

Dass aber genau diese in dem Jahr nach der Trennung am meisten zu leiden hatte, war wohl eine der schmerzlichen Lehren, die wir in dieser Phase durchmachen mussten.

 

Es war grausam - wir probierten es mit einigen anderen Leuten, aber alles klang sehr verkrampft, nicht zuletzt deshalb, weil überhaupt keine Bindung zwischen den "Neuen" und uns zustande kam. Ausgerechnet in dieser Phase griff ich zum ersten mal zum Gesangsmikro.

 

Spätestens bei einem Auftritt in unserer alten Schule wurde mir klar, dass der Zug irgendwie völlig in die falsche Richtung fuhr. Ich trug eine mit Silbernieten übersäte schwarze Lederjacke sowie eine tothässliche, weiß beperlte Sonnenbrille und kam mir vor wie das billigste Billy-Idol-Abziehbild auf diesem Planeten. Ich versuchte verkrampft, eine Rockröhre zu sein und klang dabei wie ein kalbendes Meerschweinchen auf Drogenentzug.

 

Wenn ich heute meine Stimme auf alten Tapes dieser Zeit höre, wundere ich mich immer wieder, wie ich angesichts dieses Desasters überhaupt je wieder zum Mikro greifen konnte - soviel also zu meinen ersten Erfahrungen als Lead-Sänger.