Bock auf Singen (2001)

Joe, Andi, Conny und ich
Joe, Andi, Conny und ich

Nach dem Ausscheiden von Michel Bernert bei den BELINDAS wurde ich zum alleinigen Leadgesang verdammt, da sich keiner der anderen zutraute, Michels Gesangspart zu übernehmen. Da aber gerade die Zweistimmigkeit ein bis dato kleines, aber entscheidendes stilistisches Mittel unserer Musik war, empfand ich das Fehlen derselben sofort als großen Mangel.
In dieser Phase sprach ich die Schwester meines Freundes Jan im Rahmen einer Party auf mein kleines "Problem" an, da ihr der Ruf einer ausgezeichneten Chorleiterin und Sängerin vorauseilte. Andrea Jäger lud mich daraufhin zu einer gemeinsamen Gesangs-Session ein.

 

 

 

Sie hatte zuvor angekündigt, hierzu auch ihre beste Freundin (Cornelia Heck-Terstappen) und deren Mann (Joe Terstappen) einzuladen, mit denen sie bereits ein gewisses Repertoire erarbeitet hatte.
Frei nach dem Motto "ein Versuch kann ja nicht schaden" und hungrig auf neue Erfahrungen erschien ich zu dem vereinbarten Termin und tauchte sofort in eine - auf mich zwar etwas befremdlich wirkende, aber durchaus beeindruckende - Szenerie ein.

Nach einer Phase kurzen Beschnupperns begann der Abend mit etwas Gymnastik und gesanglichen Aufwärmübungen, in deren Ausübung ich mir zwar ein bisschen bescheuert vorkam, aber sie dennoch mitmachte, da ich mich der Sache ja vorbehaltlos öffnen wollte. Anschließend trugen die drei - begleitet von Joe's außergewöhlich ausgereiftem Klavierspiel - mehrere Stücke mit komplett durcharrangiertem dreistimmigem Gesang vor.


Dies entschädigte nicht nur für die etwas merkwürdig anmutende Aufwärmszene, sondern übertraf meine Erwartungen bei weitem. Ich wurde sehr schnell ermutigt, eine eigene Gesangslinie zu entwickeln oder auch eine vorgegebene zu erlernen. Kurzum wurde ich schnell integriert und es war schon am ersten Abend klar, dass es nicht bei dem einmaligen Treffen bleiben würde.


Wir trafen uns in der Folge recht regelmäßig und tüftelten viele Gesangsarrangements aus. Das hat nicht nur unglaublich viel Spaß gemacht, sondern war für mich auch eine unbezahlbare Erfahrung als Sänger. Man wird durch die Aufteilung der Stimmen dazu gezwungen, insgesamt "sauberer" zu singen, sich auch mal teamdienlich zurückzunehmen und eine gemeinsame Dynamik zu entwickeln.
So beschäftigte ich mich zwangsläufig mit Gesangstechniken, die mir bis dahin fremd waren und durfte im Zusammenspiel mit den anderen Momente erleben, die absolut gänsehautreif waren.
Dieses Gefühl ereilte mich besonders bei der Gershwin-Nummer "Love walked in", die wir in einer vierstimmigen Acappella-Version eingeübt hatten. Ich kann mich an kein anderes Stück erinnern, dessen gesangliches Erlernen mir jemals soviel Mühe bereitet hat und auf der anderen Seite diesen Aufwand derart rechtfertigte.
Kurzum war diese neue Gruppe für mich totales musikalisches Neuland und ein absolut bereicherndes Element.

Das Casting - Teil 1 (2002)

Conny und ich
Conny und ich

Joe hatte schon des Öfteren die Idee geäußert, diese gut funktionierende Gesangsgruppe zu einer "kompletten" Band auszubauen.
Auch ich fand die Idee verlockend, wurde aber aufgrund meines Engagements bei den BELINDAS bis dato von der Ausführung dieser Idee abgehalten (zwei Bands bekam ich leider zeitlich nicht unter einen Hut).
Irgendwann war aber der Punkt erreicht, an dem der Grad meiner Unzufriedenheit bei den BELINDAS mich dazu veranlasste, den Jungs schweren Herzens meinen Ausstieg zu erklären und meine ganze Kraft nun diesem neuen Projekt zu widmen.

 

 

So fassten Conny, Joe und ich an einem geselligen Altstadt-Abend euphorisch den Entschluss, unseren Plan in die Tat umzusetzen und begaben uns auf Musikersuche. Erstes Resultat war jedoch kein Zuwachs, sondern ein Ausstieg. Andi hatte zwar ein bisschen mit sich gerungen, entschied sich aber relativ schnell dafür, aus diesem Projekt auszusteigen, da eine Cover-Rockband wohl nicht so recht nach ihren Geschmack war (was mich allerdings auch nicht sonderlich wundert, da dies ihrem Naturell tatsächlich völlig widerspricht).

So probten wir zunächst zu dritt und ersetzten den noch zu findenden Schlagzeuger durch einen Drum-Computer, welcher zwar weder durch Widerworte noch Lustlosigkeit auffiel, jedoch auch etwas an Lebendigkeit vermissen ließ :-)


Um den Zuwachs an Musikern zu forcieren, begannen wir nun zu annoncieren. Hierzu bedienten wir uns erstmals des Mediums "Internet", um den Kreis der möglichen Kandidaten nicht nur auf den Gladbacher Raum zu beschränken. Nachdem wir das Gesuch in www.musiker-in-deiner-Stadt.de (übrigens sehr empfehlenswert) eingestellt hatten, kamen relativ schnell die ersten Reaktionen. So meldete sich ein Gitarrist aus Krefeld und lud uns zu einer Session in seinen Proberaum ein. Als wir dort ankamen, trafen wir auf ein Trio, das die Band mit einem Schlag hätte komplettieren können (Gitarre, Bass, Schlagzeug).
Der Gitarrist machte einen soliden Eindruck und auch der Schlagzeuger, den ich noch aus alten BED & BREAKFAST-Tagen kannte (wir waren damals mit seiner Band "Fritz Quadrata" hier und da aufgetreten), klang absolut überzeugend. Allein der Bassist mochte nicht so recht ins Zielraster fallen, da er nicht nur durch sein ausgesucht schlechtes Spiel auffiel, sondern auch ansonsten alles andere als sympathisch rüberkam. So teilten wir dem Trio nach kurzer Beratung und einstimmiger Entscheidung mit, dass wir mit dem Duo Chancen sähen, jedoch ein anderer Bassist her müsse. Da sich die Truppe aber nur als "Dreierpack" auf den Deal einlassen wollte, wünschten wir weiterhin viel Erfolg und verschwanden am Gladbacher Horizont.

Einige Zeit später meldete sich ein Bassist namens Det Krause und erschien sympathisch und locker zur nächsten Probe.
Wir spielten ihm einige Songs unseres Programms vor und er spielte sie nach ein paar kurzen Notizen nicht nur fehlerfrei, sondern nahezu perfekt mit (und zwar ohne unser Programm vorher gekannt zu haben). In diesem Moment schwante mir schon, dass dieser Mann aus dem Profilager kommen muss - und diese Vermutung bestätigte sich dann auch. Er hatte aufgrund eines beruflichen Wechsels seit vielen Jahren kein Instrument mehr in die Hand genommen, suchte jetzt aber wieder etwas auf "Hobby-Basis", da ihn die Lust auf die Musik nie ganz losgelassen hatte. Vor diesem beruflichen Wechsel war er als Profi-Musiker an vielen Projekten beteiligt und hatte auch einige Live-Tourneen namhafter Künstler (z.B. Howard Carpendale) am Bass begleiten dürfen (Ich find "Howie" zwar grausam, aber um so einen Job zu bekommen, muss man schon einiges draufhaben). Jetzt stand dieser offensichtlich völlig überqualifizierte Mann im Probenkeller neben uns und spielte wie eine junger (Bass-)Gott.
Ich war mir eigentlich ziemlich sicher, dass er uns nach dem kleinen, netten Abend einen Laufpass geben würde und war daher total überrascht, dass er äußerte, sich ein gemeinsames Projekt vorstellen zu können. So nahm er seinen Bass, verließ das Haus und - wir sahen ihn niemals wieder.

Zum nächsten vereinbarten Termin meldete er sich noch einmal telefonisch und erklärte, dass er einen Hörsturz erlitten hatte und daher zunächst von seinem Angebot Abstand nehmen müsse. Er würde sich im Genesungsfall wieder bei uns melden, aber wir sollten jedenfalls unabhängig davon die Suche nach einem anderen Bassisten fortsetzen. Ob er den Hörsturz nur vorgeschoben hatte, um uns die unangenehme Wahrheit unserer Amateurhaftigkeit zu ersparen, ist zwar nur eine Vermutung, aber ich denke, es ging in diese Richtung ;-)