Ein spontaner Beginn... (1992)

Michel, Thomas, Marc & Alf 1992
Michel, Thomas, Marc & Alf 1992

Während Deutschland gerade relativ frisch wiedervereinigt war, hatte ich mich kurz zuvor von meiner Ex-Band Bed & Breakfast getrennt.

Ich lernte einen gewissen Marc Müllers kennen. Er spielte Bass in einer Band, die sich gerade von "Trude-Fischer-Quintett" in "Belindas" umgetauft hatte und hauptsächlich durch kompromisslosen, lauten Punk auffiel. Die neu gewonnene Freundschaft zu Marc (einem der lustigsten und unterhaltsamsten Menschen, denen ich je begegnet bin) änderte jedoch zunächst nichts an der Tatsache, dass mir die Musik der Belindas mehr als undefinierbare Lärmquelle denn als Musik auszumachen gelang.

 

 

Wir waren mit völlig anderen musikalischen Helden groß geworden und dementsprechend scheinbar unvereinbar unterschiedlich geprägt.

Da Marc sich zu dieser Zeit anschickte, in den Hafen der Ehe einzulaufen, bat er mich anlässlich der anstehenden Feierlichkeiten um ein einmaliges musikalisches Mitwirken. Da ich mal wieder "heiß" auf einen Auftritt war, sagte ich sofort dankbar zu und wurde bei den ersten Proben durch ein - für Belindas-Verhältnisse - sehr entschärftes Programm (ein paar nette Stones-Nummern, ZZ Top und sogar Beatles) überrascht.

Nach dem wirklich sehr schönen Gig wurde ich gefragt, ob ich mir auch ein dauerhaftes Engagement vorstellen könne. Ich sagte hoch erfreut zu, bemerkte bei den darauf folgenden Proben jedoch sehr schnell, dass ich durch das "entschärfte" Hochzeitsprogamm hinterhältigst geblendet wurde :-), denn plötzlich legten die Jungs wieder ihre alte Gangart ein.

Mir war zwar klar, dass das Programm mit Rücksicht auf die breit gefächerte Altersstruktur der Hochzeitsgäste in dieser Form wohl eine einmalige Sache bleiben sollte, doch die "wahren" musikalischen Absichten der anderen drei erschütterten die Grundfesten meiner Kompromissfähigkeit.

Ich - der von Beatles, Supertramp, Genesis und Sting geprägte "Weichspüler" (so mein späterer Kosename in der Band) sollte plötzlich Songs von Pearl Jam, Soundgarden, The Cult und Nirvana (um nur die harmlosesten Vertreter zu nennen) zum Besten geben und auch noch überzeugend präsentieren. Das kaufte mir natürlich niemand ab - am wenigsten ich mir selbst.

... und ein schnelles Ende (1992/1993)

Marc, Thomas & Michel
Marc, Thomas & Michel

Die leise Hoffnung, dass mir die Jungs auch ein wenig entgegenkommen würden, zerfiel schnell zu Staub.
Hinzu kam der Umstand, dass die drei durch ihre - auf mich etwas befremdlich wirkende - Art des Humors und des gesamten Miteinanders eine geschlossene Einheit bildeten, derer ich nicht teilhaft wurde und mir mehr und mehr isoliert vorkam.

Dieser Effekt erhielt immer dann zusätzliche Nahrung, wenn Bim, Bam & Bum (mein damaliger Sammelbegriff für das gesamte freundschaftliche Umfeld der "3") bei den Proben erschienen.


In der dann entfachten Gruppendynamik empfand ich mich endgültig als Fremdkörper ohne jegliche Bindung.

Dies alles zusammengenommen führte zwangsläufig zu der unausweichlichen Konsequenz, dass man mich irgendwann in eine Kneipe zitierte, um mir meinen Rauswurf zu erklären. Thomas war zuvor für diese ehrenvolle Aufgabe auserwählt worden und schreckte bei der Ausführung auch nicht vor Allgemeinplätzen wie "wir können ja trotzdem Freude bleiben" zurück.
Auch wenn mir das der ein oder andere bis heute nicht glauben will, aber der mir an diesem Abend sprichwörtlich vom Herzen gefallene Stein muss noch auf der anderen Seite des Planeten zu hören gewesen sein.

Ich war froh und erleichtert, dass dieser Gedanke, mit dem ich zu diesem Zeitpunkt selbst schon lange schwanger ging,  jetzt von den anderen in die Tat umgesetzt wurde.

Noch mal von vorn (1994)

Marc, Alf & Michel
Marc, Alf & Michel

In den nächsten Monaten nahm ich zuhause ein paar eigene Songs auf und konnte endlich wieder "meine Musik" machen.

Dies mochte zwar für eine Übergangszeit meine Bedürfnisse stillen, konnte aber eine Band auf Dauer nicht ersetzen. Ich war mit ca. 26 Jahren ja im besten Musikeralter und hatte einfach wieder Bock, mit anderen zu mucken.

Als ich langsam begann, mich mit diesem Gedanken auseinanderzusetzen, klingelte das Telefon. Marc berichtete von der Lage der Dinge bei den BELINDAS. Man hatte in der Zwischenzeit zu dritt weitergemacht und Marc neben dem Bassspiel mit der Bearbeitung des Gesangsmikros betraut.

Er erklärte mir, dass die Jungs auf diese Art und Weise auch nicht so recht weiterkämen und fragte mich, ob wir es nicht nochmal versuchen sollten. Nach dem Motto "Ein Versuch kann ja nicht schaden" rauften wir uns also nochmal zusammen und diskutierten über einen möglichen Weg, die musikalischen Differenzen zu akzeptieren und vielleicht gerade dadurch eine neue Stärke zu entwickeln.

Ich spürte, dass die Jungs es ernst meinten und sich plötzlich auch anderen Richtungen zu öffnen begannen. So wurden nun auch "Mainstream-Songs" von Oasis, REM und ähnlichen Gruppen dieser Richtung akzeptiert und vernünftig geprobt. Auch ich hatte im Gegenzug zwischenzeitlich Gefallen an dem ein oder anderen Grunge-Stück gefunden und konnte diese Songs dann auch mit Überzeugung singen.

Kurzum - wir gingen aufeinander zu und schafften es, eine Mischung aus Grunge, Alternative-Rock und Mainstream auf die Beine zu stellen. Die Mischung des Programms war für eine Cover-Band höchst ungewöhnlich, kam aber bei den Zuhörern sehr gut an. In dieser Phase wurde der Grundstein für die nächsten Jahre gelegt.